Humor – als Soft Skill unterschätzt

In diesem Impuls geht es um Humor als weithin unterschätzen „Soft Skill“.
Sie erfahren, wie Sie Ihren Humormuskel mit Selbstironie, Spiegelung und Übertreibungen oder auch mit Paradoxien trainieren.

 

Humor zäht für mich in der Kommunikation zu den wichtigsten Soft Skills – obwohl er in Beschreibungen von wünschenswerten „weichen Fähigkeiten“ ganz selten auftaucht. Mit Humor meine ich kein Feuerwerk von Gags, sondern die Fähigkeit, auf bestimmte Situationen heiter und gelassen zu reagieren. Ein wertschätzender Humor ist Ausdruck von sozialer und emotionaler Intelligenz.

Der Arbeitspsychologe Alexander Pundt unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Arten von Humor: Dem sozialen Humor und dem aggressiven Humor.

Sozialer Humor entspannt heikle Situationen und fördert die Gesundheit. Im Job und im Privaten wirkt er sich positiv auf das Arbeitsklima aus. Wie ein Klebstoff schafft sozialer Humor Verbindung und Vertrauen. Er erleichtert den Gesprächsaufbau, baut Spannungen ab und macht Schweres leichter. Dadurch unterstützt sozialer Humor Menschen in Veränderungsprozessen und erleichtert Innovationen.

Aggressiver Humor geht auf Kosten anderer und kann schnell verletzend und grenzübergreifend sein. Aggressiver, zynischer oder ätzender Humor erzeugt im Extremfall ein Klima von Angst, Frustration und Wut. Er schafft im Job ein Mitläufertum und eine Atmosphäre der Lähmung.

Jeder Mensch hat sein eigenes Humorprofil. Haben Sie Lust, Ihr Profil zu testen? Dann können Sie das bei diesem kurzen Online-Test probieren.

Sozialer Humor kann sich in Wortspielen zeigen, in Selbstironie oder in einer Freude an Übertreibungen. Er äußert sich in einer Lust an Paradoxien oder liebevollen Spiegelungen. Sozialer Humor ist immer ein Angebot zur Interaktion.

In diesem Impuls beschreibe ich ein paar Grundtechniken, mit denen Sie Ihren sozialen Humormuskel trainieren können.

1. Selbstironie öffnet Herzen

„Wer sich selbst auf den Arm nimmt, erspart anderen die Arbeit.“ (Heinz Erhardt)

Für Eva Ullmann vom Deutschen Institut für Humor ist das „humorvolle Selbstmanagement“ die Basis für diese Art der liebevollen Interaktion. Also nehmen Sie erstmal Ihre persönlichen Besonderheiten, Macken oder Fehler locker auf die Schippe und spielen Sie mit den Angeboten, die Ihnen andere Menschen dazu machen.

Mir hat mal jemand gesagt, er komme sich neben meiner Länge von 185 Zentimetern „wie ein Zwerg“ vor. Meine Antwort hat ihn sofort entspannt: „Stellen Sie sich einfach vor, ich bin zwei Zwerge.“

2. Offensichtliches humorvoll ansprechen

Sprechen Sie Offensichtliches mutig und wertschätzend an – gern mit einem kleinen humorvollen Dreh. So können Sie auch „Elefanten“ aus dem Raum schieben, also ein Thema entschärfen, das die Kommunikation und die Interaktion gerade bremst oder belastet.

Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Meeting und ein Kollege am Tisch beschäftigt sich intensiv mit seinem Smartphone. Ein Klassiker. Und was tun Sie? Sie können sich verunsichern lassen. Sie können tadelnde Blicke versenden. Sie können pädagogisch an die Meeting-Regeln appellieren. Sie können den Handy-Typen direkt ermahnen…

Eine sozial humorvolle Reaktion kann aber auch sein, dass Sie zum Beispiel selbst Ihr Telefon aus der Tasche holen und kurz checken mit den Worten: „Nun muss ich doch auch mal nachsehen, ob es irgendwelche bahnbrechenden News gibt.“

3. Freundlich spiegeln und ein bisschen übertreiben

Das freundliche Spiegeln mit einer Übertreibung ist für mich auch im Coaching eine humorvolle Intervention. Ich nehme eine Aussage meines Gegenübers auf und treibe sie auf die Spitze. Da sagt zum Beispiel eine Kundin: „Ich schaffe das nicht, mich vor die Gruppe zu stellen und frei zu reden.“ Eine spiegelnde Übertreibung dazu kann dann sein: „Okay, und Sie gehen sicher auch nicht zum Bäcker, weil sie dort mit lauter Stimme Ihre Wünsche äußern müssen.“

Die Technik funktioniert auch, wenn jemand starke Bedenken äußert oder Ihnen pauschal Kompetenzen abspricht, weil Sie zum Beisiel „viel zu unerfahren“ für eine bestimmte Aufgabe seien. Da parieren Sie am besten humorvoll: „Zu unerfahren meinen Sie? Ich fürchte, ich hab es mit der neuen Anti-Ageing-Creme in den letzten Wochen übertrieben.“

4. Mit Paradoxien humorvoll provozieren

Paradoxer Humor ist ein Standardelement von vielen guten Witzen. Eine humorvolle paradoxe Provokation kann peinliche oder spannungsvolle Situationen entspannen oder Blockaden lösen. Paradoxien bringen Widersprüchliches auf den Punkt und lassen uns mit Unvereinbarkeiten besser leben.

Als Beispiel fällt mir da mein Ehemann ein, der ist Meister auf diesem Gebiet. Neulich wurde er von jemandem mit einem skeptischen Blick auf seine bunt getupften Socken angesprochen. Seine Reaktion: „Ja, die sind echt bunt. Wollen Sie auch noch meine Unterhose sehen?“

In einem Seminar von mir war einmal die Luft so schlecht und die Stimmung am Freitagnachmittag so müde, dass ich einfach zum Fenster gegangen bin und die Vorhänge zugezogen habe. „So, und jetzt machen wir alle mal ein Nickerchen.“ Sofort bestanden die Teilnehmer auf weit geöffnete Fenster, damit sie den Tag frisch zu einem guten Ende bringen konnten.

Auch einer meiner liebsten Witze lebt von der Paradoxie am Ende: „Essen zwei Kannibalen einen Clown. Sagt der eine zum anderen: Der schmeckt irgendwie komisch.“

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So, und nun interessieren mich Ihre Humorgeschichten. Auf welche humorvolle Reaktion sind Sie besonders stolz? Welcher Scherz hat irgendwann besonders gut funktioniert?

Schreiben Sie mir einfach per Mail oder über die Kontaktseite an mich. Danke!

Impulse

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