„Mitarbeiter“ oder „Kollege“?

Was unsere Sprache über unsere Zusammenarbeit aussagt

Stell Dir mal vor, Du hast ganz besonders gefragte Kompetenzen und suchst einen neuen, guten Job.Du wirst von „Headhuntern“ als „High Potential“ gejagt. „Rekruiterinnen“* wollen Dich wie einst beim Militär einbestellen. Es geht um „abhängige Beschäftigung“ – eventuell mit „Vertrauensarbeitszeit“ (oder Misstrauens-Arbeitszeit?). Vielleicht gibt es ein „Betriebliches Vorschlagswesen“, wo „Mitarbeiter“ ihre Ideen „deponieren“ können. Wahrscheinlich gibt es auch „Gesundheitsmanagement“.

Was löst diese Sprache bei Dir aus?

Die Sprache, mit der wir unsere Arbeit beschreiben, sagt viel über die Kultur und die Beziehungen in einer Organisation aus. Worte prägen unser Denken. Sie lassen in unserem Inneren einen bestimmten Kontext, Bilder und Gefühle entstehen.

Sprache wirkt körperlich und ist meiner Ansicht nach das wichtigste Werkzeug des Wandels in Unternehmen hin zu mehr Selbstorganisation, Eigenverantwortung, Agilität.
Dennoch wird Sprache in ihrer Wirkung weithin unterschätzt.

Mitarbeiter, Führungskraft, Zielvorgabe, Plansoll, Vollzeitstelle…

Die Linguistik weiß: Sprache prägt Denken – Denken formt wiederum Sprache.
Die Systemtheorie weiß: Unsere Beschreibung der Welt beeinflusst, wie wir die Welt erleben.
Unser Erleben wiederum beeinflusst die Welt. Ein zirkulärer Prozess.

Lassen wir uns doch mal auf dem Weg zur „Neuen Arbeit“ die alten Worte im Munde zergehen.
Versuchen wir, neue Worte zu finden.

Hier ein paar Beispiele und ein paar Ausdxrücke, die mich immer wieder innerlich zucken lassen.
Was schlägst Du als Alternative vor?

  • Schätzt Du Deine „Mitarbeiterinnen“* oder „Kollegen“ (Das Wort Kollege kommt aus dem Lateinischen und meint „Gleichgestellter“)
  • Reagierst Du auf „tarifliche Anreize“ oder hast Du ein Anliegen?
  • Willst Du lieber isolierte „Führungskraft“ sein oder Führungsarbeit leisten oder gemeinsam mit anderen Verantwortung tragen?
  • Gibst Du Arbeit? Oder bist Du Arbeitnehmer? Wenn ja, was nimmst Du von wem?
  • Verabschiedest Du „Betriebsvereinbarungen“ oder werden gemeinsam Entscheidungen getroffen?
  • Ist Dein „Change-Projekt im Plan“ (mit roten oder grünen Ampeln) – oder veränderst und lernst Du permanent?
  • Führst Du ein „jährliches Mitarbeitergespräch“ oder gibt es eine Kultur von permanentem hilfreichem Feedback?
  • Verfolgst Du individuelle „Zielvorgaben“ oder kollegialen Sinn?

Was sind für Dich andere Worte, die in eine neue Arbeitswelt nicht mehr so richtig passen?

Schreib mir gern eine Mail. Ich nehme das mit Freuden in einem meiner nächsten Impulse mit auf.