„Coaching per Telefon – ja funktioniert denn das?“, fragen Kunden manchmal, mit denen ich nicht vis a vis zusammenarbeiten kann. „Müssen wir uns nicht tief in die Augen schauen? Müssen Sie nicht sehen, wie ich sitze, ob ich blinzele oder in der Nase bohre?“ Muss ich nicht. Ich coache viel am Telefon, nach anfänglicher Skepsis jetzt mit echter Begeisterung. Ich liebe es, anderen beim Denken zuzuhören, nach dem Motto: Erst, wenn ich höre, was ich sage, weiß ich, was ich denke.

Coaching per Telefon wirksamer sein als im Setting des direkten persönlichen Kontakts.

Für mich wirkt das Telefon-„Format“ auch intensiver als per Skype oder Video! Gut, da man sieht sich auf einem Bildschirm, doch es gibt viel, was ablenkt: Die Illusion von Präsenz wird auch bei souveränstem Umgang mit der Technik gestört. Wenn das eigene Bild mitläuft, können die wenigsten Menschen dem „Spiegel-Check“ nicht widerstehen und sind nicht auf den Inhalt fokussiert.

Wenn man nicht gemeinsam in einem Raum sein kann, ist für mich Telefon das Mittel der Wahl – vorausgesetzt, man beachtet einige Dinge.

  • Absolute Ungestörtheit auf beiden Seiten sollte selbstverständlich sein. (Ein Kunde verzieht sich gern in sein Auto und arbeitet manchmal auf dem Firmenparkplatz und manchmal in der heimischen Garage mit mir. Keine Kollegen, keine Kinder, die hereinschneien und ihn aus dem Fluss bringen.)
  • Auf Seiten des Coaches braucht es Erfahrung und absolute Sicherheit im Aufbau und Ablauf eines Coaching-Prozesses. Denn es kommt darauf an, das Band zum Kunden sehr bewusst und wertschätzend allein mit sprachlichen Mitteln zu knüpfen.
  • Hingebungsvolles Zuhören beim Coach ist noch wichtiger als im dirketen Kontakt. Denn nur so lassen sich sprachliche Bilder, Details und Metaphern des Kunden aufnehmen und sinnvoll weiterspielen. Mangelnde Konzentration ist beim Kunden natürlich OK, nicht aber beim Coach.
  • Das passende Timing und die Pausen sind am Telefon noch wichtiger als im Präsenzcoaching. Nur, wer genau zuhört, hört auch die Signale, wann der Kunde einfach noch weiterdenkt und nicht schon auf die nächste Frage wartet.
  • Grundvoraussetzung ist die Bereitschaft, anderen Menschen beim Denken zu vertrauen und die Fähigkeit, sie auch über eine Distanz hinweg emotional zu halten und Verbundenheit zu schaffen.

Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, entfaltet telefonisches Coaching für den Kunden – abgesehen vom entfallenden Aufwand für Strecken und Wege – viele Vorteile und enorme Wirksamkeit.

  • Fragen wirken anders und nachhaltiger als im persönlichen Gespräch.
  • Die Konzentration ist schärfer durch die Fokussierung auf das Sagen und Hören.
  • Der Fluss der Gedanken wird durch nichts gestört.
  • Der Coachee kann in jeder Hinsicht ganz bei sich bleiben.
  • Der Coach entwickelt ein Gespür für STIMMungen, die sich in der STIMME ausdrücken.
  • So sind Lösungen und Ergebnisse oft auch schneller zu erzielen.

Vielleicht sollten wir Telefon-Coaching zu einer ganz eigenen professionellen Kunstform erheben?